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Vier RSGler als „Team Wattwicht“ mit Platz 6 von insgesamt 911 Viererteams und Platz 1 in der Altersklasse „Männer“ erfolgreich bei „Rad am Ring“ auf der Nürburgring-Nordschleife

Der ehemalige britische Automobilrennfahrer Jackie Stewart wird mit den Worten zitiert: „Wer dir unmittelbar nach einem Rennen sagt, er liebt die Nordschleife, der lügt.“ Vier Monate später ist der Schmerz allerdings vergessen – und wir, Felix Döring, Simon Bohling, Julius Schwarting und Georg Kroth, haben diesen spektakulären Kurs mit seinen furiosen Abfahrten, berüchtigten Anstiegen und seiner unberechenbaren Witterung längst in unser Herz geschlossen.

Nach der Ankunft in der Eifel galt es am späten Freitagabend zunächst, die Zelte aufzubauen, ausreichend Nahrung aufzunehmen und alles für die kommenden Tage vorzubereiten. Von Hantelscheiben zur Beschwerung der Zelte über die FritzBox zur Steuerung der Beleuchtung in der Kommandozentrale bis hin zur vorgekochten Bolognese-Sauce hatten wir zum Glück an alles gedacht. Gegen 12 Uhr am Samstag ging es für Georg auch schon zur Startaufstellung – kein anderer hatte Lust, im großen Peloton der ersten Runde mit über 100 km/h durch die Fuchsröhre zu jagen. In der Spitze wurden 108,4 km/h gemessen, da tat man gut daran, sich aus dem staubenden – glücklicherweise aber insgesamt geringen – Sturzgeschehen fernzuhalten. Mit einem Durchschnitt von 38,4 km/h sollte die erste Runde zugleich unsere schnellste bleiben.

Die erste fliegende Übergabe der Transponder-Flasche an Simon klappte noch nicht ganz perfekt, doch es blieben noch rund 23 Stunden zum Üben – in denen wir konsequent jede Runde wechseln wollten, um ein optimales Ergebnis zu erzielen. Auch Simon meisterte seine erste Runde durch die grüne Hölle im nach wie vor hektischen Renngeschehen mit Bravour. Mit starken 36,8 km/h im Durschnitt konnte er uns weiter aus dem Hauptpulk der 24-Stunden-Teams lösen, sodass er Felix eine gute Ausgangsposition verschaffte, die dieser wiederum an unseren vierten Fahrer Julius weitergeben konnte. Bei den zahlreichen Wechseln wurden wir tatkräftig von unseren beiden Helfern Eric und Stefan unterstützt.

Über unsere Kommandozentrale mit Positionsdaten und Zeitplan prognostizierten sie, wann der nächste Wechsel voraussichtlich erfolgen würde, weckten bei Bedarf den nächsten Fahrer, halfen in die richtige Kleidung, bereiteten das Rad mithilfe einer eigens erstellten Checkliste vor und begleiteten es zum Wechselpunkt. Zwischen den Runden versorgten sie uns zuverlässig mit Tee, Nudeln, Müsli, Keksen und aufmunternden Worten – und trugen damit maßgeblich dazu bei, dass wir stets fit und pünktlich zum Wechsel bereitstanden.

Gegen Abend wagten wir einen ersten Blick auf die Zwischenergebnisse. Nach insgesamt neun Runden belegten wir den sechsten Platz in der Gesamtwertung der Viererteams und – zu unserem Erstaunen – führten wir die Wertung in der Kategorie Männer an. Fairerweise sei angemerkt, dass in dieser nur Teams gewertet werden, bei denen kein Fahrer das 30. Lebensjahr vollendet hat. Die vor uns platzierten Teams, wie etwa das regelmäßige Siegerteam Strassacker, hatten mindestens einen Fahrer über 30 in ihren Reihen und wurden daher in der Altersklasse Masters 1 geführt. Nichtsdestotrotz motivierte uns dieser Zwischenstand, weiterhin mit vollem Einsatz zu fahren.

Mit Einbruch der Dunkelheit zog ein kurzer Regenschauer über die Strecke. In Anbetracht des unberechenbaren Eifelwetters hatten wir uns zwar auf nahezu alle Witterungslagen (außer Schnee) vorbereitet, doch zum Glück blieb es bei einem kurzen Schauer und leicht feuchter Fahrbahn. Zwar geriet das ein oder andere Hinterrad kurz ins Schlingern, doch alles verlief ohne Folgen – und wir konnten unsere gute Platzierung mit in die Nacht nehmen.

Im Vorfeld hatten wir lange darüber diskutiert, wie wir die Wechsel in der Nacht gestalten sollten, um allen möglichst eine längere Ruhepause von mehr als drei Runden zu ermöglichen. Letztlich entschieden wir uns gegen die von vielen Teams geplanten Doppelrunden und wechselten stattdessen acht Runden lang paarweise. Zunächst gingen Georg gegen 22:40 Uhr und eine Runde später auch Simon nach jeweils vier gefahrenen Runden in die Nachtruhe. Anschließend wechselten sich nur noch Felix und Julius ab und fuhren jeweils zwei Runden, bevor Georg und Simon nach demselben Schema gegen 2:40 Uhr wieder übernahmen und Felix und Julius sich ausruhen konnten.

Obwohl wir um 22:40 Uhr noch zeitgleich mit unserem direkten Verfolgerteam Avia III eine Runde beendet hatten und Georgs Nachtruhe von der Sorge begleitet war, dieser Vorsprung könnte über Nacht verloren gehen, vergrößerten wir den Abstand sogar deutlich. Avia III schien in der Nacht eingebrochen zu sein und hatte am Morgen einen Rückstand von über acht Minuten. Gleichzeitig betrug unser Rückstand auf das fünftplatzierte Team Rolladen Huber 1 rund zehn Minuten – klar war also, dass eine Verbesserung in der Gesamtwertung nur im Falle eines größeren Zwischenfalls bei den vor uns liegenden Teams möglich gewesen wäre.

In den letzten Stunden des Rennens mussten wir daher weniger Risiko eingehen und konnten sogar die aufgehende Sonne über der Eifel genießen. Dank weiterhin konsequentem Monitoring aller erdenklichen Daten vollendete Felix nach 24 Stunden und 3 Minuten unsere 31. Runde und brachte uns damit sowohl in der Gesamt- als auch in der Altersklassenwertung jeweils mit einer Runde Vorsprung vor den nachfolgenden Teams ins Ziel.

Erschöpft, aber glücklich kehrten wir nach der Siegerehrung nach Hannover zurück, legten nach bis zu 36 Stunden endlich unsere Einteiler ab – und können nun, mit etwas Abstand zu den Schmerzen, mit Liebe zur Nordschleife und großer Dankbarkeit gegenüber allen, die dieses Rennwochenende möglich gemacht haben, auf unseren Erfolg in der grünen Hölle zurückblicken.

Autoren: Georg Kroth und Felix Döring

Post Author: Peter